Der Großscheren Einsiedlerkrebs trägt seinen Namen zurecht. Eine der beiden Scheren ist extrem vergrößert. Sie dient ihm zum Imponieren, kämpfen, aber auch zum Verschließen des Eingangs des Schneckenhauses und zum Fressen.
Einsiedlerkrebse sind im allgemeinen sehr nützlich, absolut (meistens) harmlos und sollten wenigstens in kleinen Gruppen gehalten werden. Sie sind nämlich sehr gesellige Tiere. Einsiedlerkrebse häuten sich ein Leben lang (wachsen und streifen ihre alte Haut ab). Die alten abgestreiften Teile sehen für den unerfahrenen Aquarianer wie ein gestorbener Einsiedlerkrebs aus.
Wenn ihr eure kleine Rasselbande durchzählt, merkt ihr recht schnell, ob dort nur die alte Haut oder leider ein wirklich verendetes Exemplar liegt. Einsiedlerkrebse suchen für diesen für sie gefährlichen Prozeß eine geschützte Stelle im Aquarium auf. So ein Platz kann zum Beispiel weit oben auf einer Weichkoralle sein (wie ihr auf einem Foto sehen könnt). Manchmal klemmen sie sich in Korallenäste ein oder kriechen in Löcher.
Bald wird das von Einsiedlern bewohnte Schneckenhaus zu klein. Sie benötigen nun dringend ein größeres Schneckenhaus. Es müssen deshalb stets ausreichend leere Schneckenhäuser in verschieden Größen im Aquarium herumliegen. Ich habe festgestellt, dass bestimmte Schneckenhäuser aufgrund ihrer Passform besonders begehrt sind. Schließlich muß der ungeschützte empfindliche Hinterleib hineinpassen. Es sieht schon drollig aus ihnen bei der Begutachtung einer gefundenen Behausung zu zuschauen.
Sollten nicht genügend Häuser vorhanden sein, vergreifen sich Einsiedlerkrebse in ihrer Not an einem bereits besetzten Häuschen. Das kann eine lebende Schnecke sein, die aus ihrem Haus gezerrt wird oder das Haus eines anderen Einsiedlerkrebses. Für die Schnecke ist diese immer tödlich. Findet der besiegte Einsiedler kein Ersatzhaus, stirbt er auch.
Wusstet Ihr eigentlich, dass Einsiedlerkrebse oft nicht in jedes x-beliebige Schneckenhaus passen ? Zum Beispiel der Ringelsocken Einsiedler (Ciliopagurus strigatus) hat einen abgeflachten Körper, der nur perfekt in Schneckenhäuser mit einer schmalen Öffnung passt. Er benötigt speziell Schneckenhäuser von Kegelschnecken. Andere Einsiedler, die aus schlammigen Uferbereichen stammen, bevorzugen die langen Schneckenhäuser von Nadelschnecken (Cerithiidae).
Vielleicht sind die besonderen Bedürfnisse der verschiedenen Einsiedler der Grund, warum manche an bestimmten Schnecken vergreifen, obwohl eigentlich genügend leere Häuschen herum liegen. Wir verurteilen die Tiere aus Unkenntnis und reden von aggressiven Verhalten. Vielleicht „räubert“ so ein Einsiedler aus der Not heraus?
Leere Schneckenhäuser kann man selbst sammeln, im Fachhandel nach Größen sortiert kaufen oder einfach in allen möglichen Souvenir- oder Deko-Geschäften für wenig Geld erstehen. Egal woher, Hauptsache ihr gebt eine Auswahl an leeren Häusern ins Becken .
Wenn Ihr große Einsiedlerkrebse pflegt müssen die Häuser groß sein, bei kleinen Einsiedlerkrebsen dementsprechend kleiner. Die Häuser müssen über den Wechsel „mitwachsen“. Die im Handel angebotenen Einsiedlerkrebse sind im allgemeinen Tiere die so zwischen 2-6 cm groß werden (also eher kleinere Arten). Sollte sich doch ein Einsiedlerkrebs mit der Zeit als zu groß erweisen, dann redet mit Eurem Händler. Ein seriöser Händler wird den Krebs, wenn auch nicht besonders gern, wieder zurück nehmen.
Wußtet ihr eigentlich, dass Einsiedlerkrebse oft so billig sind, weil sie am Strand einfach eingesammelt werden können? Sie werden deshalb als preiswerte Massenware verkauft. Aber, was sagt uns der Fundort/Sammelplatz ? Richtig! Viele Einsiedlerkrebse (besonders die ganz billigen) benötigen ab und zu Luft zum Atmen. Deshalb kann man die Gezeiteneinsiedler nur längerfristig am Leben erhalten, wenn eine Möglichkeit zum Luft holen im Aquarium mit eingeplant wird. Das erreicht ihr durch den Bau einer „Leiter„. Stellt ganz oben eine Riffplatte oder einen Stein so auf, dass wenigstens eine kleine Stelle aus dem Wasser ragt !
Übrigens trifft die Notwendigkeit an der Oberfläche Luft holen zu müssen nicht auf alle Einsiedlerkrebse zu. Einsiedler die ständig im Riff leben, benötigen keinen Ausguck.
Auch beim Kauf solcher Tiere wäre es schön, wenn ihr Euch vorher über die Haltungsanforderungen informiert. Das soll kein erhobener Zeigefinger sein, aber wenn ich damit euch und den Einsiedlerkrebsen etwas helfen konnte, würde mich das wirklich riesig freuen.
Nicht jedes Tier ist gut haltbar. Diese Erfahrung musste ich mit neuen Einsiedlerkrebsen machen. Ich kaufte vor nicht allzu langer Zeit drei mir unbekannte Einsiedlerkrebse. Sie sahen schon etwas anders als meine übrige Einsiedlermeute aus, waren klein, zart gebaut, grau gesprenkelt und bewohnten allesamt lange schmale Schneckenhäuser. Die Neuen stellten sich nach einigem suchen als Gezeiteneinsiedler (Diogenes sp.) heraus. Schon nach wenigen Tagen waren alle Drei spurlos verschwunden, obwohl sie in meinem Becken über eine Riffplatte auch die Möglichkeit hatten ihre „Nase“ aus dem Wasser zu halten .
Einige kleinere Einsiedler aus meiner übrigen Rasselbande eigneten sich sofort die nun leeren Schneckenhäuser an, obwohl ich stets für ausreichend leere Häuser in verschiedenen Größen sorge. Ob die Diogenes Einsiedlerkrebse an Schwäche durch den Transport, an ungeeigneten Haltungsbedingungen bei mir gestorben sind oder von den anderen getötet wurden, kann ich leider nicht sagen. Schade um diese Tiere!
Weitere Einsiedlerkrebse in meinem Aquarium :
Gestreifter Einsiedlerkrebs (Clibanarius striolatus)